Schilddrüsenhormone – 4 kritische Nährstoffe

Erfahre mehr über die Schilddrüsenhormone und wichtigsten Nährstoffe. Das lebenswichtige Organ – die Schilddrüse – befindet sich direkt an der Luftröhre am Hals und reguliert über ihre Hormone die Entwicklung (Gehirn, Knochen, Muskulatur), aber auch dein Energie-Level, Herzfunktion und Hirnaktivität. Warum besonders, aber nicht nur Jod wichtig für die Bildung von Schilddrüsenhormonen ist, erfährst du in diesem Artikel.

Die Schilddrüse reguliert den Blutdruck, die Herzaktivität, den Stoffwechsel und die Verdauung und wirkt sich auf die Psyche und Muskeln aus.
Worauf wirkt die Schilddrüse?

Schilddrüsenhormone

Wenn diese Hormone ausgeschüttet werden, heizt der Körper dir so richtig ein. Die Herzfrequenz, Körpertemperatur und der Energieverbrauch steigen. Nun ja, nur dann, wenn auch ausreichend Jod vorhanden ist. Im Zuge einer Studie aus Saudi-Arabien wurden 2021 4973 Personen auf die Funktion der Schilddrüse untersucht. Das erschreckende Ergebnis: 49,76% zeigen Funktionsstörungen, besonders betroffen sind Frauen.¹ Möglicherweise, da Frauen häufiger parallel an Eisenmangel leiden und Eisen eine wichtige Rolle in der Schilddrüsen-Hormonproduktion einnimmt.

Dem Körper wird also mehr Energie (Glucose und Fettsäuren) zur Verfügung gestellt durch Steigerung der Gluconeogenese, Glykogenolyse und Lipolyse. Im braunen Fettgewebe wird verstärkt Thermogenese (= Wärmebildung) betrieben. Auch bei der Entwicklung des Gehirns spielen die Schilddrüsenhormone eine Rolle, da Nervenzellen reguliert und Wachstumshormone freigesetzt werden. Dazu kommt, dass der LDL- & Triglycerid-Spiegel gesenkt, sowie die Cholesterinausscheidung erhöht wird. Es folgen also Abbauprozesse im Körper, bei denen die Energiereserven mobilisiert werden. Probleme mit der Schilddrüse führen daher häufig parallel zu Gewichtsproblemen.

Inaktives Schilddrüsenhormon T4

T4 (4 Jod-Atome) spielt vor allem als Vorstufe von T3 (= Prohormon) eine Rolle. In den Körperzellen wird es je nach Bedarf in T3 umgewandelt. Zusätzlich hat es jedoch auch eine eigenständige Funktion, ist somit als nicht allein als Vorstufe zu betrachten. Die Produktion von T4 wird durch ein Hormon (TSH; „TStimulierendes Hormon“) aus dem Gehirn.

Aktives Schilddrüsenhormon T3

T3 (3 Jod-Atome) zirkuliert im Blut und gelangt so zum Gewebe. Es ist deutlich aktiver und beeinflusst viele Regionen im Körper, darunter die Muskulatur, das Fettgewebe, die Lunge, die Leber, das Gehirn und die Niere. Gene (Epigenetik) werden aktiviert/deaktiviert, was dann zur veränderten Produktion von Proteinen führt. Dieser Mechanismus sorgt für eine stärkere Energiebereitstellung und Leistungsfähigkeit durch T3. Ist dieser Prozess gestört, kann es abhängig von der Situation zu starken Gewichtsschwankungen kommen.

Genug T3, Energie/zu wenig T3 Gewichtszunahme, EnergiemangelEinfluss der Menge an T3 auf Energiestoffwechsel und Gewicht

Wenn ausreichend T3 vorhanden ist, wird im Gehirn die Ausschüttung von TSH gehemmt. Dies verhindert, dass weitere Schilddrüsenhormone produziert werden. Wenn T3 nach und nach abgebaut wurde, wird diese hemmende Wirkung aufgehoben und TSH wird wieder ausgeschüttet, um T3 zu produzieren. Ist dieser natürliche Regelkreis unterbrochen, kann es zur vermehrten Bildung von Schilddrüsenhormonen kommen.

Schilddrüsen-Überfunktion: Was passiert, wenn zu viele Schilddrüsenhormone gebildet werden?

Eine erhöhte T3-Produktion kann den Stoffwechsel beschleunigen. Die erhöhte Energiebereitstellung führt zu einem Energieschub, Gewichtsverlust und Hitzewallungen, bis hin zum Herzrasen, Schlafstörungen und weiteren Symptomen.

Ursachen

Eine Schilddrüsen-Überfunktion ist häufig an Erkrankungen geknüpft:

  • Autoimmunerkrankungen (Morbus Basedow, Hashimoto Thyreoiditis)
  • Autonomie der Schilddrüse (z.B. durch Nährstoffmängel aus der Kindheit bedingt)
  • Schilddrüsen-Entzündung
  • Schilddrüsen-Knoten
  • Externe Zufuhr an Schilddrüsen-Hormonen

Dass Nebenprodukte bei der Hormonproduktion entstehen (z.B. H2O2 = Wasserstoffperoxid), ist sehr wichtig zu verstehen, denn auch hier hast du mit deiner Nährstoffversorgung einen Einfluss. Wasserstoffperoxid kann und muss neutralisiert werden, um zu verhindern, dass die Schilddrüse oxidativen Schaden nimmt. Aus Selbstschutz werden daher auch die Schilddrüsenhormone in einem abgeschottetem Raum (Schilddrüsen-Kolloid) gebildet.

Bildung von T3 und T4 in der Zelle, in einem "abgeschotteten Labor".
Bildung der Schilddrüsenhormone in einem „abgeschotteten Labor“ in der Schilddrüse zum Schutz vor dem Nebenprodukt Wasserstoffperoxid.

Selen spielt bei der Prävention solcher Schilddrüsen-Schäden eine entscheidende Rolle. Fehlt deinem Körper das essentielle Spurenelement, ist diese Beseitigung eingeschränkt. Beachte aber: Wasserstoffperoxid ist nicht nur schädlich, sondern ist in geringen Mengen sogar nötig und wichtig für die Hormonproduktion. Es gilt hier wie so oft, ein gesundes Gleichgewicht zu halten.

Wie entstehen die oxidativen Schäden bei der Schilddrüsen-Hormonproduktion?

Damit Jod (an T3/T4 gebunden) sich mit Aminosäure Tyrosin verbindet, wird ein Enzym (TPO = Thyreoperoxidase) benötigt, welches Jod oxidiert und dabei Wasserstoffperoxid (H2O2), bildet. 

Bindung von Schilddrüsenhormonen an Thyreoglobulin über die Jod-Anheftung an Tyrosin durch die Thyreoperoxidase, unter Anfallen von Wasserstoffperoxid als Radikal.

Schilddrüsen-Unterfunktion: Was passiert, wenn nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert werden?

Eine verminderte Schilddrüsen-Produktion verlangsamt den Stoffwechsel. Es kann durch die verringerte Energiebereitstellung zu Schwäche, Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kältegefühl, Verstopfung und weiteren Symptomen führen. Das Hormon TSH, welches nun vermehrt vom Gehirn ausgeschüttet wird, regt die vermehrte Aufnahme von Jod in die Schilddrüse an, um mehr Schilddrüsenhormone zu bilden. Deshalb wird auch TSH als Diagnose-Marker verwendet. Sind dort genügend Schilddrüsenhormone vorhanden, wird TSH wieder gedrosselt. Dies ist für diagnostische Zwecke entscheidend, da unter normalen Umständen TSH nicht erhöht vorliegt.

Bildung der Schilddrüsenhormone über die Produktion von TSH durch die Hirnanhangsdrüse.
Bildung der Schilddrüsenhormone

Wenn wir jedoch deutlich zu wenig Jod aufnehmen, kann auch die Hormonproduktion nicht ausreichend erfolgen und es entsteht eine Schilddrüsen-Unterfunktion.

Wenn trotz der Wirkung von TSH nicht ausreichend Schilddrüsenhormone gebildet werden können, werden die oben genannten Symptome bemerkbar.

Ursachen

Wenn trotz Stimulation durch TSH keine Schilddrüsenhormone gebildet werden, können unterschiedliche Ursachen vorliegen:

  • Autoimmunerkrankungen (Hashimoto Thyreoiditis)
  • Entfernung der Schilddrüse und falsch eingestellte Medikamente
  • Radioaktive Jodbehandlung
  • Medikamenten-Einnahme
  • Nährstoffmängel (z.B. Jod, Selen, Eisen, Kupfer, Tyrosin, Vitamin A, Vitamin D)
  • Gestörte TSH-Regulation, z.B. Probleme mit der Hypophyse

Nährstoffe und Schilddrüsenhormone

Wie beeinflusst Jod die Schilddrüsenhormone?

Die Schilddrüse speichert hohe Mengen Jod (10-20 mg) und nutzt dieses Spurenelement für die Hormonproduktion der Schilddrüsenhormone T4 und T3. Die Zahl steht dabei für die Anzahl der Jod-Atome. Ist nicht genügend Jod vorhanden, können nicht ausreichend Hormone produziert werden. Genauer Informationen zu Jod finden Sie hier

Warum ist die Selen-Versorgung für die Bildung von Schilddrüsenhormonen wichtig?

Die Selen-Versorgung ist besonders wichtig für die Bildung von Selenoproteinen. Diese (z.B. Glutathionperoxidase) baut die schädlichen Nebenprodukte (Peroxide) wieder ab. Liegt also ein Selen-Mangel vor, kann es zu Schäden der Schilddrüse kommen, da sich unphysiologisch hohe Mengen an Wasserstoffperoxid anreichern und oxidative Schäden verursachen.

Welche Bedeutung hat die Aminosäure Tyrosin in der Schilddrüsenhormon-Bildung?

An Thyreoglobulin, welches sich durch seine Tyrosin-Reste kennzeichnet, wird das Jod angeheftet wird und in der Schilddrüse gespeichert. Bei Bedarf können sie dann wieder abgespalten werden. Ein Tyrosin-Mangel (bei generellem Proteinmangel) könnte zu einer verringerten Jod-Speicherung in der Schilddrüse führen.

Welchen Einfluss hat Eisen auf die Schilddrüsenhormone?

Dieses Enzym (TPO) ist eisenabhängig, wodurch der Mineralstoff Eisen eine essentielle Rolle einnimmt und ebenfalls essentiell für eine normale Schilddrüsenfunktion ist. Im gesamten Prozess wirkt TSH als Regulator der Jodaufnahme in der Schilddrüse und auf die beteiligten Moleküle, wie Thyreoglobulin und die Thyreoperoxidase (TPO). Diese beiden Strukturen werden im Falle der Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis (Artikel folgt) vom Körper durch Antikörper angegriffen, also zwei Strukturen, die an der Jodierung und damit der Bildung von Schilddrüsenhormonen direkt beteiligt sind.²

Wie kannst du nun herausfinden, ob die Schilddrüsenfunktion normal funktioniert? Dazu wird im Normalfall eine Blutuntersuchung durchgeführt, die eine Auskunft über den eigenen Hormonstatus im Körper liefert. Es werden die zirkulierenden Hormonwerte freies T3 und freies T4 gemessen. Damit lässt sich eine Aussage treffen, ob der Körper zum Messzeitpunkt ausreichend Schilddrüsenhormone produziert.

Merke Die Schilddrüse reguliert essentielle Körperprozesse, funktioniert jedoch bei vielen Menschen nur eingeschränkt. Zahlreiche Faktoren nehmen Einfluss auf die Funktion, darunter besonders essentielle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Die Schilddrüse ist der Hauptspeicherort für Jod, da dieses das zentrale Element für die Hormonbildung darstellt. Viele weitere Nährstoffe beeinflussen die Schilddrüsenfunktion, darunter besonders Selen und Eisen, aber auch Vitamin A, Kupfer und Vitamin D.

Diese Informationen sind nicht zur Selbstdiagnose geeignet, sondern lediglich als Bildungsmaterial zu verstehen. Die Informationen sind kein Ersatz für eine medizinische Behandlung oder als Aufforderung zu sehen, diese abzubrechen. Bei Erkrankungen bespreche deine Handlungsschritte mit einem geschulten Arzt oder Heilpraktiker, der sich in diesem Bereich spezialisiert hat oder lege ihm diese Informationen vor, um sie zu bewerten. 

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Quelle

 

¹Alqahtani, Saif Aboud M. “Prevalence and Characteristics of Thyroid Abnormalities and Its Association with Anemia in ASIR Region of Saudi Arabia: A Cross-Sectional Study.” Clinics and practice vol. 11,3 494-504. 6 Aug. 2021, doi:10.3390/clinpract11030065

²Sandra M. McLachlan, Basil Rapoport. Why Measure Thyroglobulin Autoantibodies Rather Than Thyroid Peroxidase Autoantibodies? Thyroid 2004 14:7, 510-520

3Pilo A, Iervasi G, Vitek F, et al. Thyroidal and peripheral production of 3,5,3’-triiodothyronine in humans by multicompartmental analysis. Am J Physiol. 1990; 258: E715-726

 

 

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